DAS Foto ?!

Die Planung steht, wir sind bereit. Die Wetteraussichten sind ganz gut, und auf dem Weg die Westküste nach oben, wundern wir uns, warum uns so viele Autos und Wohnmobile entgegen kommen. Wissen die denn nicht, dass die nächsten beiden Tage toll werden sollen, da oben ? Ist denen nicht klar, dass die Chance auf DAS Foto besteht ? Aber gut, es kann ja nicht nur Profis wie uns geben…

 

Wir fahren zu unserem Campingplatz für die nächsten beiden Nächte. Und kaum sind wir dort, wird mir wieder einmal bewusst, warum ich die zu einer Kette gehörenden „Top-10-Holiday-Parks“ so liebe. Es ist 12 Uhr, und man teilt uns mit, dass wir erst um 14 h einchecken können. Die Vorschrift gibt es fast an allen CP, wird aber ansonsten kaum umgesetzt. Aber hier : Alles super durchorganisiert, man nimmt es genau - typisch. Ein Stück Deutschland in Neuseeland, herrlich (Nachricht an mich selbst : bitte googeln, ob Top-10-Plätze deutsche Besitzer haben, oder zu einer deutschen Firma gehören).

 

Die 2 Stunden Freizeit nutzen wir, um den Fox-Gletscher zu besuchen. Wahnsinn, die Wanderung, um das blaue Eis zu bewundern, ist bei jedem Besuch länger. Kein Witz. Was früher ungefähr eine Stunde war, dauert jetzt 90 Minuten. Der Klimawandel lässt grüßen. Am Schluss grüßt dann auch noch der Regen…

Am Nachmittag checken wir dann endlich ein, und zum zweiten Mal wird mir vor Augen geführt, warum ich den CP so toll finde : die Wiese ist matschig und nass (andernorts gibt es in solchen Fällen Wege aus Kies) und Autos dürfen nur auf der „Straße“ parken. Was unser ständig praktiziertes „Zelt-neben-Auto-Konzept“ gewaltig durcheinander bringt. Wir wollen keine Minute länger mehr hier bleiben, und beschließen, ins Städtchen zu gehen, um etwas zu Essen. Wenn man schon unverhältnismäßig viel Geld für einen CP ausgibt, kann man den Rahmen auch gleich ganz mit Burger, Tintenfischringen und Bier sprengen…

 

Da es uns auch nach dem Essen nicht unbedingt an unseren Schlafplatz zieht, fahren wir noch ein paar Kilometer zu einem Aussichtspunkt. Super, von hier aus kann man sowohl den Fox-Gletscher, als auch Mt. Cook und Mt. Tasman sehen. Wenn die Wolken abwesend sind, versteht sich. Was sie heute sind, selbstverständlich (s.o., Stichwort : Profis). Wir genießen das letzte Licht auf den Berggipfeln und sind zufrieden mit unserer Wahl der Abendbeschäftigung.

 

Dann kommt so langsam der schwierige Teil unserer Vorhabens (nein, nicht die Rückkehr zum CP, obwohl die auch nicht wirklich erfreulich ist) : der Wecker wird auf 4 Uhr (ja, morgens !) gestellt und wir kriechen für kurze Zeit in unser Bett. Ah, hatte ich schon erwähnt, dass es auf diesem Top-10-CP keine festen Plätze gibt, und somit „unser“ Parkplatz in der Nähe des Zeltes belegt war ? Vermutlich nicht…

 

Punkt 4 Uhr schrecke ich auf, der Wecker. Ich schaue aus dem Auto. Cool, Sterne – damit scheint das 2. Große W ja schon zu passen… Als wir 15 Minuten später leicht fröstelnd im Auto sitzen, sind wir der Meinung, dass alle 3 Ws zusammenfallen sollten. Wir sind wach, es ist sternenklar und von Regen weit und breit keine Spur.

 

Wir parken unser Auto am Café in der Nähe des Lake Matheson. Wir sind die ersten, rechnen aber damit, dass wir nicht lange alleine bleiben. Es sind noch fast 2 Stunden bis zum Sonnenaufgang, aber es gibt nur wenige gute Plätze für unser Vorhaben, weshalb wir uns für die frühe Aufstehzeit entschieden haben.

Strikt an unseren Plan haltend biegen wir links ab und nehmen die halbe See-Umrundung im Uhrzeigersinn in Angriff. 15 Minuten später sind wir am ersten „Lookout“. Sind wir schon da ? Der See ist ruhig, und wir sehen auch, wie die Berge sich darin spiegeln. Aber irgendwie haben wir die Sicht anders in Erinnerung. Weiter geht es, in weiteren 15 Minuten sollten wir am Ende des Sees angekommen sein, und dort ist dann auch die „View-of-Views“ – die allerbeste Aussicht. Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir eine Taschenlampe und vernehmen asiatische Laute. Wir schauen uns an und denken : Was für Amateure, nehmen die Japaner den längeren Weg…

 

Als wir die „View of Views“ erreichen, sieht es irgendwie nicht richtig aus…nein, auch so war das auf den Fotos im Internet nicht… Ah, da hat es Stufen, rauf die Treppen ! Keuchend kommen wir oben an, aber irgendwie stehen hier zu viele Bäume im Weg. War es doch der erste Platz ? Oder ist es am Ende der Dritte, der in weiteren 15 Minuten kommt, wenn wir weiter am See entlang laufen ?

 

Wir spurten los, kommen ausgepumpt an der Plattform an. Unten, vom besten Platz, grüßt uns freundlich ein Japaner (Koreaner ? Taiwanese ?). Wir stellen uns auf die 2. Stufe, mit dem etwas schlechteren Winkel und bauen unsere Stative auf. Der Japaner ist schon längst eingerichtet und schwitzt auch erheblich weniger, als wir. Klar, der ist vorne rechts abgebogen, hat gemütlich ein Viertel des Sees umrundet und freut sich, dass wir zwei Profis fast ganz um den See gewandert sind…

 

Was uns tröstet : schon jetzt ist absehbar, dass wir unser Foto bekommen werden. Als es langsam heller wird, erkennen wir Mt. Cook und Mt. Tasman wieder. Wir sehen sie sogar doppelt (nein, es liegt nicht am Alkohol). Lake Matheson liegt ruhig vor uns, kein Wind zu spüren. Er trägt seinen Beinamen „Spiegelsee“ heute zu recht. Die beiden Gipfel sind oben in echt und unten als perfekte Reflektion zu bewundern. Ein Traum !

 

Eine rosa Wolke zieht durchs Blickfeld. Es wird immer heller am Horizont. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen über die Wipfel und erleuchten die Bäume am Rande des Sees. Auch der Nebel auf dem Wasser wird erhellt. Und wir ein bisschen aufgewärmt. Viel besser kann dieser Moment nicht sein...

 

Endlich, nach diversen Versuchen und vielen Jahren hat es geklappt. Unser Freund Mt. Cook spiegelt sich im Lake Matheson ! Geanus das, was wir immer sehen und aufnehmen wollten. Grandios !

 

Unzählige Bilder später machen wir uns auf den Rückweg. Wir schließen die unfreiwillige Komplett-Umrundung des Spiegelsees ab und sind glücklich, trotz unseres kleinen Abbiegefehlers DAS Foto endlich bekommen zu haben – viele versuchen es, wie wir, und werden diese beeindruckende Szenerie nie mit den eigenen Augen sehen.

 

Ja, heute ist ein guter Morgen, eigentlich könnten wir jetzt nach Hause : - )

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Jutti (Sonntag, 05 Februar 2017 10:28)

    Ist ja wie im Krimi....und wie geht es weiter?

  • #2

    Jutti (Sonntag, 05 Februar 2017 10:34)

    ...ja, ich gebe es zu, ich bin wieder darauf herein gefallen...Der Blogbeitrag hatte in der Mitte eine Unterbrechung, erstmal jedenfalls, ich sag jetzt nix weiter, jedenfalls: Ende gut, alles gut, grandiose Fotos!

  • #3

    Fred (Sonntag, 05 Februar 2017 23:48)

    Ja, das schöne "mehr lesen" ;-). Aber echt gut, dass du es dann doch immer noch hinbekommst, den ganzen Beitrag zu finden :-)). Grüße nach Rheinfelden !

  • #4

    Moni B. (Donnerstag, 16 Februar 2017 13:58)

    Sehr schöne Bilder !!!!

  • #5

    Fred (Dienstag, 21 Februar 2017 08:45)

    Danke, Moni, freut mich zu lesen. Hoffentlich kommen bald wieder mehr, bin ganz schön im Verzug :-)