Co-Pilot

Es scheint, als ob ich noch nicht genug von der Fliegerei hätte. Mein nächstes Ziel ist wieder ein Flughafen, und zwar der in Christchurch. Lange habe ich darauf gewartet, und nun ist es so weit : mein Co-Pilot kommt an.

 

Vorbei sind sie bald, die Zeiten des einsamen Navigierens und Pläneschmiedens. Gut zu wissen, dass sich in Kürze jemand um Navi, Kartenmaterial, Apps und Reiseführer kümmern wird.

 

Bevor ich meinen neuen Begleiter in Empfang nehmen kann, stoße ich auf einen alten Gefährten. In der Wartehalle taucht doch tatsächlich ein bekanntes Gesicht auf. Ich überlege kurz und dann rufe ich : „Hey Karl, was machst du denn hier ?“ Was für ein Zufall, da trifft man nach 2 Monaten den Begleiter der ersten Wanderung wieder – der aufmerksame Leser wird sich an ihn erinnern. Wir haben ein paar Minuten, um uns kurz zu unterhalten. Karl wartet auf seine Freundin, die heute mit dem Flieger aus Auckland ankommen soll. Dafür muss er aber an ein anderes Terminal und so tausche ich kurzerhand Karl gegen Andi, der den Weg durch die Zollkontrollen geschafft hat.

 

Bevor für Andi die Schufterei losgeht, zeige ich mich von meiner guten Seite : Er bekommt ein bequemes Bett im Motel, gekühltes Bier und ein paar richtig gute Rindersteaks – inklusive Wedges aus dem Ofen.

 

Am nächsten Morgen steht dann aber die harte Realität an : Mein Co-Pilot wird gründlich eingewiesen und macht sich mit seinem neuen Handwerkszeug und dem Auto vertraut. Nach ein paar Minuten kann es losgehen. Schon die erste Station hat es in sich, denn wir müssen dringend einen Friseur finden. Nach fast 4 Monaten ist es an Zeit, dass ich mir eine neue Frisur zulege. Was heißt „neu“ – überhaupt eine wäre gut…

 

15 Minuten und 15 Dollar später bin ich ein neuer Mensch – meine Matte ist verschwunden. Ich hole Andi vom Einkaufen ab und obwohl er bereits einen Tag in Neuseeland ist, sehen wir uns nun im Prinzip das erste Mal. Tatsächlich, ich kann ihn sehen, und er mich auch – der Friseurbesuch hat sich echt gelohnt.

 

Damit mein Co-Pilot nicht überfordert wird, gehen wir es langsam an. Wir fahren nur kurze Strecken, suchen uns schöne Plätze zum übernachten und benutzen die Hauptrouten. Nach ein paar Tagen hat Andi alles im Griff und wir steuern die ersten Highlights unserer Tour an. Wir besuchen den nicht einfach zu findenden Shaq-Point, einen sehr sehenswerten Strandabschnitt, der nur bei Ebbe zugänglich ist und dann interessante geologische Formationen zeigt. Ein paar Kilometer weiter schauen wir uns die Moeraki-Boulders an. Schon oft aufgesucht, aber diesmal sind wir zum Sonnenuntergang dort und bekommen Fotos, die wir bisher nur aus dem Internet oder Reiseführern kannten. Weil alles so hervorragend läuft, beschließen wir kurz darauf, den ersten Küstenwechsel vorzunehmen. Wir verlassen den Osten der Südinsel und Andi navigiert mich punktgenau zum Sonnenuntergang am Meer nach Haast an der Westküste. Mit glühenden Kameras in der Hand erleben wir – zumindest, was diesen gemeinsamen Trip angeht - den ersten „echten“ Sonnenuntergang über dem Ozean. Herrlich ! Diesen Punkt können wir abhaken ! Obwohl wir ihn vermutlich noch einige weitere Male „abarbeiten“ werden…

 

Das nächste Highlight auf unserer Liste steht dort schon seit vielen Jahren. Trotz diverser Versuche fehlt der Haken noch immer. Wir wollen dieses Mal eine Enttäuschung unbedingt vermeiden und machen uns an die sorgfältige Planung. Die 3 großen „Ws“ müssen passen, und dummerweise hat man nur eins davon unter Kontrolle : den Wecker. Die Wolken und das Wetter leider nicht…

 

Umso besser, dass ich Andi dabei habe. Seine Neuseeland- und Reise-Erfahrung ist unbezahlbar. Er macht mittlerweile nicht nur den Co-Piloten, sondern im Prinzip alles andere auch – und das bedeutend besser, als ich. Mal schauen, ob sich das auch auf den nächsten Ausflug positiv auswirkt.

 

Ein Glück gibt es noch den Abwasch, wenigstens dort kann ich noch etwas Sinnvolles beitragen ; - )

 

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