Nächtliches Abenteuer im Arches

3 Wochen bin ich nun schon unterwegs. Die Zeit vergeht wie im Flug, und das Kapitel USA neigt sich schon fast dem Ende entgegen. Aber noch ist Zeit, und ich habe noch einige aufregende Orte auf meiner Liste - ich freu mich drauf.

 

Aufregend, das waren die letzten Tage auch. Gleich von 3 nächtlichen Abenteuern gilt es zu berichten – ich arbeite mich am besten chronologisch durch.

 

Den Anfang macht der Arches National Park. Im Osten Utahs gelegen ist er berühmt für seine steinernen Bögen. Über 2000 (!) „Arches“ soll es hier geben, es gibt also viel zu erkunden. Den ersten Nachmittag nutze ich, um gleich mehr als eine Hand voll davon zu bewundern. „Landscape Arch“, der vor ca. 25 Jahren mit lautem Getöse einen großen Teil seines Bogens verloren hat, ist die erste Anlaufstelle. Die anwesenden Besucher haben sich damals glücklicherweise rechtzeitig aus der Gefahrenzone begeben, da sich das Unheil durch lautes „Knacken“ angekündigt hatte. Leider kann ich dieses Naturwunder auf Grund des lange zurückliegenden Vorfalls dennoch nur aus der Ferne begutachten, ein Zaun versperrt mir den näheren Zugang. Ganz schön dünn geworden, vielleicht werde ich also zu Recht auf Abstand gehalten.

Ein toller Baum in der Nähe des "Double-O-Arches"
Ein toller Baum in der Nähe des "Double-O-Arches"

Auch der „Double-O-Arch“ ist faszinierend, und da ich noch nicht genug von den Steintoren habe, schaue ich mir auch den „Navajo-Arch“ an.

 

Vom Auto und von diversen Aussichtspunkten aus bestaune ich noch weitere Bögen. Das Highlight hebe ich mir für den Sonnenuntergang auf : „Delicate Arch“

 

Der Gute macht es den Bewunderern nicht ganz so leicht – er ist nur über eine ca. 25-minütige und nicht völlig einfache Wanderung zu erreichen. Zu Beginn habe ich noch einen Weg unter den Füßen, der den Namen auch verdient. Später wird es dann felsiger, und ein paar Steintürmchen zeigen die Richtung an. Aus meiner Sicht zu wenig, aber dazu später etwas mehr...

 

Als ich den alleinstehenden „Delicate Arch“ erreiche, ist die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden. Egal, denn ich blicke sowieso gen Süden, und das Licht ist noch sehr gut, für ein paar Fotos durchaus ausreichend. Einige rosa Wolken verschönern den Anblick.

 

Ich bin bei weitem nicht alleine an dieser Attraktion. Als es dunkler wird, lichtet sich das Feld aber. Ich unterhakte mich mit 2 Koreanern und wir stellen fest, dass es in gut einer Stunde möglich sein sollte, sowohl den Bogen als auch die aufgehende Milchstraße in ein und denselben Kasten zu bekommen. Night-Sky-Apps sei dank. Kurzerhand beschließe ich, zu bleiben. Diese Chance möchte ich mir nicht entgehen lassen. Geplant war das zwar nicht, aber ich habe Wasser, eine Jacke und eine Taschenlampe dabei. Das sollte passen.

 

Als die ersten Sterne am Himmel blinken, sind vielleicht noch 10 Personen vor Ort. Und tatsächlich, eine halbe Stunde später erscheint „der Kern der Milchstraße“ und zwar so, dass ich ihn mit meinem Weitwinkel-Objektiv inklusive Arch in ein Bild bekomme. Auf die moderne Technik ist einfach verlass. Ich bin begeistert !

 

Es vergehen noch 1 bis 2 Stunden, und dann mache ich mich langsam auf den Rückweg. Es ist fast stockdunkel. Der sichelförmige Mond spendet etwas Licht. Vor 10 Minuten ist eine Gruppe von Fotografen aufgebrochen, vielleicht hätte ich mich denen anschließen sollen. Oder auf die beiden Koreaner warten ? Na, die sind noch beschäftigt, das könnte dauern.

 

Also marschiere ich alleine los, wenn ich mich beeile, hole ich die Jungs vor mir vielleicht noch ein. Es ist mir schon etwas mulmig zu Mute, aber ich habe ja meine Stirnlampe dabei, was soll also schief gehen ? In ihrem Licht kraxle ich über den Felsvorsprung und arbeite mich von Türmchen zu Türmchen. Ein paar Minuten später wird es vor mir irgendwie dunkler und bald darauf ist es duster. Meine tolle Lampe hat doch tatsächlich den Geist aufgegeben (Technik....) ! Oh jeh, so fangen die schönen Geschichten im Fernsehen doch immer an…

Ich ärgere mich zum wiederholten Male über meine Stirnlampe. Sie ist an sich top, hell, wenn nötig spendet sie rotes Licht (für die Sternenfotografie sehr sinnvoll), war relativ teuer, aber hat einfach einen Konstruktionsfehler : der Knopf zum einschalten ist oben und er lässt sich schon bei kleinstem Druck auslösen. Mehrmals im Laufe der Jahre war die Lampe eingeschaltet im Rucksack, oder in meiner Jackentasche, weil irgendetwas gegen den Knopf kam (@ Stephi : falls du irgendwann mal noch die Möglichkeit hast, das beim Hersteller anzubringen...zwar unwahrscheinlich, aber wer weiß). Das verkürzt die Lebensdauer der Batterien schon irgendwie...

Ohne Beleuchtung wird es nun schwer, denk ich mir – ich muss gestehen, dass es schon mit Lampe nicht ganz einfach war, den „Weg“ zu finden. Was also tun ? Weiter ? Warten ? Bin ich überhaupt noch richtig ? Da fällt mir ein, dass ich ja noch ein Handy besitze, und ich war noch nie so froh darüber (moderne Technik !!).

 

Yes ! Akku fast voll und ich hab die Taschenlampen-App zum Glück nicht gelöscht beim letzten „Reinemachen“. Was man nicht so alles mal brauchen kann…

Also weiter, die Entscheidung ist gefallen.

 

Ob ich den richtigen Spuren folge, kann ich nicht immer mit Sicherheit sagen. Ab und an sehe ich ein paar Türmchen, aber manchmal ist es auch ein kleines Ratespiel, wo es weitergeht. Was ich sicher sagen kann, ist, dass ich mindestens ein Mal vom Pfad abkomme, der Blick in die Tiefe lässt keinen anderen Schluss zu. Es geht ein paar Meter zurück und ich versuche die 2. Möglichkeit. Das sieht besser aus. In der Ferne sehe ich etwas Licht, die Gruppe vor mir gibt mir einen Anhaltspunkt, wohin es geht. Einholen werde ich die aber wohl nicht mehr...

Bald darauf erreiche ich den (schönen Wander-) Weg. Jetzt kann es nicht mehr weit sein. Nach 10 Minuten kommen mir leichte Zweifel, irgendwann muss doch diese Wolfe-Ranch kommen, die Hütte dieser Rinderzüchter, die sich 1890 hier angesiedelt hatten (was man sich nicht alles merkt…). Hab ich den falschen Weg erwischt ? Ein paar Augenblicke später dann endlich Erleichterung. Im Licht meines Handys schimmert das alte Gebäude, jetzt sind es nur noch ein paar Meter. Puh.

 

Glücklich erreiche ich das Auto. Ich bin zurück ! Das erste was ich mache : ich pfeffere meine Stirnlampe in den Kofferraum (wer braucht schon unausgereifte moderne Technik !) und suche meine Ersatzlampe, Marke Rhenus (Danke, Steph :-) ). Die ist ab sofort immer in meiner Jackentasche und spielt auch in einer der folgenden Geschichten eine Rolle. Beim nächsten Mal. Oder vielleicht sogar erst beim übernächsten Mal.

 

Ich frage mich, ob ich an diesem Abend zu leichtsinnig war. Die üblen Stories klingen anfangs ungefähr so wie meine. Könnte also sein. Andererseits, es waren noch andere Leute in der Nähe, ich hatte Licht und Wasser (wenn ich mich nicht täusche, sogar noch einen Müsliriegel in der Hosentasche), und falls ich mich so richtig verlaufen hätte, wäre der Dank eine kühle Nacht unter freiem Himmel gewesen. Muss man nicht unbedingt haben, aber es gäbe auch Schlimmeres. Erleichtert war ich am Ende natürlich trotzdem.

 

Ob es der Ausflug wert war ? Ich stelle einfach mal 2 Bilder hier rein und lasse am besten jeden selbst entscheiden.

Meine Meinung ist klar – und Deine ?

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Susanne (Montag, 24 Oktober 2016 11:25)

    .....es hat sich gelohnt. Wie nicht von dieser Welt

  • #2

    Fred (Samstag, 29 Oktober 2016 05:25)

    Danke, Susi