Bärenjagd in "Colorful Colorado"

Als ich die Staats-Grenze überschreite, werde ich von einem Schild begrüßt : „Welcome to Colorful Colorado !“. Und ja, farbenprächtig ist es in Colorado. Ich sehe grüne und gelbe Wiesen, Berge, die in allen möglichen Farben schimmern und man merkt, dass der Herbst langsam aber sicher Einzug hält : die ersten Blätter legen sich ein bunteres Kleid zu.

 

Nach meinem Stopp im Great Sanddunes NP, der ebenfalls zu Colorado gehört, fahre ich weiter in den Rocky Mountain National Park. Die Straße führt mich ins Gebirge, über Pässe, durch Täler. Wunderschön anzuschauen, ich halte an diversen Viewpoints, um die tolle Aussicht zu genießen. Heiß ist es noch immer, aber der Wind fühlt sich etwas kühler an. Das kleine Örtchen Estes Park (der Ausgangspunkt für den Rocky Mountain NP), wo ich für 3 Tage eine Hütte gemietet habe, liegt auf über 2200 m. Mir ist nicht ganz klar, wo genau ich diese Höhe gewonnen habe, aber das Ortsschild ist unmissverständlich.

 

Das Wochenende naht, und ich möchte früh im Park sein. Trotz morgendlicher Stunde sind schon einige Leute unterwegs. Der Parkplatz am beliebten „Bear Lake“ ist bereits überfüllt, und so zwänge ich mich in einen der Shuttlebusse, um zu meinem ersten Ziel für heute zu gelangen.

 

Der Bear Lake ist schnell umrundet, und so entscheide ich mich, 3 weitere Seen anzulaufen, um meine persönliche 4-Seen-Tournee zu komplettieren. Der Pfad steigt stetig an, der Nymph Lake ist schnell erreicht. Um den Hungerast zu vermeiden (alle Radsportfans werden sich an Jan Ullrich 1998 in den Alpen erinnern), genehmige ich mir das erste Toast. Lange verweile ich trotz eines ganz netten Ausblicks nicht, 2 weitere Seen sind noch zu erkunden. Der Diamond Lake liegt noch einmal ein paar Meter höher. Bären habe ich bisher keine entdeckt, aber es springen eine ganze Menge Chipmunks (Hörnchen welcher Art auch immer) durch den Wald.

 

Der letzte See, den ich erreiche – der Emerald Lake – liegt am Fuße eines nur noch spärlich vorhandenen Gletschers. Es ist deutlich kühler hier oben. Umso erstaunter bin ich, dass es tatsächlich Leute gibt, die kurz in den See eintauchen. Mir ist es so schon fast zu kalt, lange pausieren möchte ich am Emerald Lake nicht, auch wenn der Anblick des Hallet Peak und des Flattop Mountain beeindruckend ist. Dunkle Wolken ziehen auf, und in der Ferne höre ich ein Gewitter.

 

Es ist Zeit, den Rückweg anzutreten. Dieser wird im Rekordtempo erledigt. Nachdem ich ein paar wenige Regentropfen auf der Haut spüre, zieht es mich regelrecht ins Tal. Den Blick für meine Umgebung habe ich fast gänzlich verloren. Es fällt mir nur auf, dass die Wanderer weiterhin frohen Mutes nach oben klettern. Wahrscheinlich bin ich als einer der Wenigen übervorsichtig. Trotzdem bin ich froh, wieder am Ausgangspunkt angelangt zu sein. Ich steige in den ersten Bus und lasse mich zu meinem Auto chauffieren. Unterwegs kurze Aufregung – eine Herde Elche hat es sich im Wald direkt an der Straße gemütlich gemacht. Bären weiterhin Fehlanzeige.

 

Am nächsten Tag scheitere ich kläglich, in den Park zu gelangen. Schon auf dem Weg zum Eingang stehe ich 30 min. im Stau. Wochenende. Und Feiertag am Montag. Alles ist unterwegs und ich bin offensichtlich zu spät dran. Ich mache kehrt, fahre mit dem Auto noch etwas durch ein Tal und beschließe dann, den Berg hinter meiner Hütte zu erklimmen. Das hatte ich bereits am ersten Abend getan, allerdings nicht allzu viel gesehen, da es bereits dunkel wurde. Es geht steil bergauf, wieder komme ich schnell aus der Puste. Die Höhe, die Höhe. Bis ganz nach oben schaffe ich es nicht, es scheint nicht einmal mehr einen kleinen Trampelpfad zu geben, der auf den Gipfel führen würde. Große Felsen versperren den Weg, zum klettern ist mir nicht zu Mute. Ich setze mich auf einen Stein und blicke in die Ferne. So lässt es sich aushalten, durchschnauefen, der Trubel ist anderswo. In der Hoffnung, doch noch einen Bären zu sehen, werfe ich ein Stück meines Müsliriegels als Köder aus. Es raschelt im Gebüsch, und tatsächlich entdecke ich……..wieder eines dieser Hörnchen. Die sind echt überall….

 

Den Rocky Mountain NP verlasse ich Tags darauf über die Trail-Ridge-Road. Eine spektakuläre Straße durch das Gebirge. Vorbei an und über einige 4000er. Gewaltig.


 

Ein Fazit ?

Colorado hat mich begeistert, mit seinen Bergen, den Wiesen, den Dünen, den Farben. Es scheint mir allerdings, als ob ich zur falschen Zeit am falschen Ort war. Dort, wo ich die meiste Zeit verbracht habe, ist mir von der wahren Schönheit des Staates irgendwie nicht so viel untergekommen. Schade, eigentlich. Im RMNP war definitiv zu viel los, aber das kann man Colorado nicht vorwerfen – an jedem anderen beliebten Ort in den USA sah es zur gleichen Zeit vermutlich ähnlich aus. Aber : sowohl Anfahrt, als auch Abreise waren sehr eindrücklich. Ich kann mir gut vorstellen, warum es vielen Leuten hier gefällt, erst recht, wenn etwas Schnee liegt.

 

Ach, ein Wermutstropfen bleibt : einen Bären habe ich leider nicht gesehen.

 

 

p.s. Dafür würde ich mich umso mehr freuen, wenn ich hier ab und zu etwas sehen würde :-))

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Kommentare: 1
  • #1

    Steph (Freitag, 16 September 2016 09:10)

    Hey Fred, ja colorful Colorado - ein Traum - ich hatte Dir ja gesagt, dass ich, wenn ich mir einen Staat in den USA aussuchen könnte, sehr wahrscheinlich in Colorado leben würde. Auch die Städte sind noch überschaubar und nett ( was Du dir sicherlich nicht so vorstellen kannst, gelle ? ) . Jedenfalls, RMNP ist wirklich grenzwertig voll, ich war damals auch geschockt, als es mit Shuttlebussen losging. Das ist für mich immer das Zeichen, dass hier genaue das stattfindet, was man eigentlich nicht möchte. Andererseits - es ist auch gut, wenn die Schönheiten des Parks vielen Menschen zugänglich gemacht werden damit. Du hattest halt mit einem Wochenende und Feiertag doppelt Pech. Also, ich muss sagen, ich bin froh, dass ich keinen Bären ganz nah gesehen habe :) - ok, einmal einen, und da war ein Fluss dazwischen, das war schon mal gut so....ich hoffe, Du bist über die Passtrasse ohne Schnee und Eis gekommen und bei bestem Wetter ? Viele Grüsse, Steph