Tempo erhöhen.... Grand Canyon und Horseshoe-Bend

Schon eine Woche reise ich nun durch die USA. Jeden Tag gibt es etwas Neues zu sehen. Mein Auto spult die Meilen wie am Schnürchen runter und bringt mich zu faszinierenden Plätzen. Und trotzdem erst einen "wirklichen" Bericht, Fred ?

 

Mann, ich muss das Tempo erhöhen. Nicht das meines Nissans (der sich dank Tempomat immer brav an die Speed Limits hält), sondern meine Schreibgeschwindigkeit. Kann ja nicht angehen, dass ich hier zurückfalle. Also nutze ich das gerade vorhandene Internet, und drück mal auf die Tube.

Vom Joshua Tree NP geht es weiter in Richtung Osten. Das Ziel : der Grand Canyon.

Schon der Weg dorthin ist spektakulär. Ein kurzes Stück durch die Mojave-Wüste. Ein paar Meilen auf der wohl berühmtesten Straße der Welt, der "Route 66". Ein "Must-Do", wenn man durch die USA tourt. Irgendwie aufregend, meinen roten Begleiter hier über den Asphalt zu steuern. Aber auch traurig zu sehen, wie entlang der Strecke vieles zerfällt. Verlassene Tankstellen und Diners sind Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Einer Zeit, als entlang der Schnellstraße das Leben noch blühte und quasi jeglicher Ost-West-Verkehr hier durchgeschleust wurde. Mittlerweile sind viele Abschnitte durch besser befahrbare Straßen ersetzt worden, die Route 66 konnte dem Verkehrsaufkommen irgendwann nicht mehr gerecht werden. Heute zieht es mehrheitlich Touristen auf diese Straße, Touristen wie mich. Aber auch diese kommen offensichtlich nicht mehr in Scharen, und so kann ich mich in aller Ruhe auf die Straße stellen und ein paar Fotos schießen. Zu lange möchte ich mich hier aber nicht aufhalten. Nicht wegen der Angst davor, überfahren zu werden. Die Fahrzeuge sind dank schnurgerader Streckenführung kilometerweit im Voraus zu sehen. Es ist eher die Hitze, die mich weiterziehen lässt (und sowas von mir.....).

Und natürlich mein Zwischenziel für heute. Auch nach Verlassen der Route 66 - im übrigen mit ein paar Regentropfen (?!)  - geht es landschaftlich ansprechend weiter. Es wird grüner und hügeliger. In der Ferne zeigen sich Berge. Bald schon durchfahre ich einen Wald, und dann ist es so weit : ich betrete (befahre) den Grand Canyon National Park.

 

Meine erste Anlaufstation ist das "Visitor Center". Ich besorge mir eine Karte und hole mir ein paar Tipps von den Rangern ein, welche Route ich gen Norden am besten nehme, und welche Aussichtspunkte sich lohnen. Obwohl ich recht früh dran bin, ist schon sehr viel los. Die Parkplätze füllen sich und der Mather Point, den man vom Visitor Center zu Fuß erreichen kann, ist alles andere als verlassen. Ich bin etwas aufgeregt, gleich kann ich den Canyon zum ersten Mal mit den eigenen Augen sehen.

Schon oft habe ich gelesen und gehört, dass man den "Großen" selbst gesehen haben muss, um ihn zu erfassen. Bilder würden der Realität nicht gerecht werden. Wie so oft, versteht sich.

 

Jetzt, da ich vor der riesigen Schlucht stehe und den Blick schweifen lasse, kann ich sagen : nicht einmal in diesem Moment kann ich die wahre Größe erahnen oder begreifen.

 

An jedem Aussichtspunkt sieht man jeweils nur einen Bruchteil des Ganzen - und wenn es mir recht ist, ist der allergößte Teil für den Normaltouristen überhaupt nicht erreichbar. Um die 450 km (!) ist der Graben lang - ich befahre heute nur ein paar Meilen.

 

Der Grand Canyon ist einfach unvorstellbar groß und tief. Alles ermöglicht durch den Colorado River, der sich im Laufe der Zeit durch die Erdgeschichte gegraben hat. 

Aber ich schweife ab, Tempo ist angesagt.....

 

Auf meiner Tour am Rand entlang steuere ich vorrangig die kleineren Parkplätze an - oder besser gesagt : halte ich mich dort länger auf. Wie Hühner auf der Stange am Geländer gedrängt - das ist nicht unbedingt mein Ding. Mein Mittags-Toast nehme ich völlig alleine am Rande des Canyons ein (ohne Geländer !), nur ein paar Meter von einer Haltebucht entfernt durch den Wald. Obwohl dieser Platz keiner der Magneten für die anderen Touristen ist, zeigt sich hier das gleiche beeindruckende Schauspiel wie anderswo, das ich ungestört genieße.

Ich bin nicht der Einzige, der im Park sein Mittagessen einnimmt. Eichhörnchen gibt es hier überall zu sehen. Gefüttert werden dürfen sie nicht, aber augenscheinlich finden sie trotzdem genug zu Essen und lassen sich auch durch mich nicht stören.

Wenn man so will nimmt der Besuch des großen Canyons ein kleines Ende ;-).

 

Für den heutigen Tag ist er auch "nur" eine Zwischenstation. Am Ende des Tages treffe ich - nach einer tollen Fahrt durch Gebiete, die mich immer wieder an "Western" erinnern - auf einem Campingplatz in Page, Arizona ein. Dort bleibe ich 2 Nächte und freue mich auf 2 ganz besondere Höhepunkte meiner Reise : Dem "Horseshoe-Bend" und dem "Lower Antelope Canyon".

Kaum angekommen packe ich meine Sachen auch schon wieder ein und fahre zum Parkplatz, von dem aus man über eine kurze Wanderung den Horseshoe-Bend erreicht. Ich treffe überpünktlich beim "Hufeisen" ein (das Bild erklärt vielleicht den Namen der Flußbiegung), um den Sonnenuntergang zu fotographieren.

 

Wie erwartet bin ich bei weitem nicht der Einzige, der auf diese Idee kam, hunderte Schaulustige tummeln sich am Rand des Abgrundes. Schon zu normalen Tageszeiten ist diese Attraktion stark frequentiert, die letzten Sonnenstrahlen ziehen dann noch ein paar Leute mehr an, als gewöhnlich. Und das völlig zurecht. 

Das Gedränge um die besten Plätze ist groß, doch zum Glück kann ich noch einen freien Felsvorsprung finden, von dem ich den Fluß gut sehen kann, wenn ich nach unten Blicke. Besser als gedacht, sogar. Nun bloß nicht das Bild versauen ;-).

Mit meinen 2 Kameras und dem Handy schieße ich unzählige Bilder, man könnte meinen, das Hufeisen löst sich morgen in Luft auf. Aber man muss die Chance nutzen, klar. Es zeigen sich ein paar Wolken am Himmel, das spielt mir in die Karten, macht den Himmel und damit das Bild interessanter.

 

Die Zeit vergeht wie im Flug, fast 2 Stunden verweile ich hier, bis weit nach dem Sonnenuntergang. Im Halbdunkel geht es zurück zum Auto. Ja, die Taschenlampe ist wieder dabei - und Vorsicht ist geboten, den während des Zusammenpackens kroch tatsächlich eine kleine Schlange ein paar Meter entfernt über den Felsboden. Allerdings schien die von den ganzen Fotographen mehr Respekt zu haben als umgekehrt....

 

Mich fasziniert dieser Ort, und so beschließe ich, so wohl am anderen Morgen (dann kommt das Licht aus dem Rücken) zum Sonnenaufgang, als auch zum nächsten Sonnenuntergang wieder hier zu sein  - vielleicht lässt sich an Hand der Bilder einigermaßen nachvollziehen, warum ich gleich 3 mal an der selben Stelle war ;-).

 

Dazwischen steht mein Besuch im "Antelope Canyon" an. Obwohl ich ja versprochen hatte, auf das Tempo zu drücken, möchte ich dieser kleinen Expedition einen separaten Eintrag widmen. Ich denke, zurecht....einfach zu spektakulär, um sie hier noch unterzubringen.

 

Und sollte der Bericht länger auf sich warten lassen, kann es nur an der schlechten Verbindung liegen....an mir mit Sicherheit nicht !

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Kommentare: 1
  • #1

    Susanne (Montag, 24 Oktober 2016 11:30)

    durch deine tollen Bilder fühle ich mich wie fast vor Ort. Es sieht so einsam aus.
    Unser Besuch dort war begleitet mit über 100 gleichgesinnten, da war vielleicht was los