Drama, wohin man auch schaut...

Das aktuelle Drama gleich mal vorne weg : Ein Zyklon tobt zur Zeit über Neuseeland. Oder besser, die Ausläufer davon. „Cook“ (wie man für sowas auf den Namen kommen kann, ist mir schleierhaft…) hatte zuvor bereits in Neukaledonien gewütet und nebst hohem Sachschaden an Gebäuden und Infrastruktur auch ein Menschenleben gefordert. In Neuseeland sah man das Unheil rechtzeitig kommen und hat v.a. für den Norden der Nordinsel diverse Unwetterwarnungen herausgegeben, teilweise auch Gebiete evakuiert. Der Sturm hat dort bereits dann seine Spuren hinterlassen : Überschwemmungen, Stromausfälle, abgedeckte Dächer, entwurzelte Bäume – zum Glück aber nur wenige Verletzte.

 

Nun zieht der Zyklon gen Süden, soll dort vor allem die Ostseite treffen. Offensichtlich verliert er bereits etwas an Kraft, das Schlimmste scheint überstanden. Ich selbst befinde mich weiter im Westen, wo man bisher – vom vielen Regen abgesehen – kaum etwas von Cook spürt. Das wird aller Voraussicht nach auch so bleiben.

 

Ein Drama der ganz anderen Art – allerdings nicht minder schlimm – hat sich vor ein paar Wochen im Norden der Südinsel abgespielt : Hunderte Wale waren am Farewell Spit gestrandet und verendet. Jonas und ich befanden uns zu dieser Zeit am Abel Tasman NP, also nur gut eine Autostunde davon entfernt – und änderten kurzerhand unsere Pläne, um zu versuchen, beim Retten der Wale zu helfen.

 Als wir am Spit eintrafen, wurden noch immer Freiwillige gesucht, allerdings erhielten wir auch die positive Nachricht, dass vor ein paar Stunden fast 20 Tiere ins Meer gezogen werden konnten und keine (lebenden) Wale mehr gestrandet seinen. Man bereitete sich aber darauf vor, menschliche Ketten im Meer zu bilden, falls die Gruppe (man sprach von bis zu 1000 Walen) sich wieder dem Strand nähern sollte.

Die Gefahr war noch nicht völlig gebannt, da sich die Tiere weiterhin in der seichten Bucht aufhielten und den Weg ins Meer noch immer nicht gefunden hatten. Vielleicht muss man auch „angetreten hatten“ sagen. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Wale den Rufen der gestrandeten Tiere gefolgt sind. Entweder, um zur Hilfe zu eilen, oder, um dem Anführer der Gruppe zu nahe zu sein.

 

Es wurde relativ schnell klar, dass wir für den Moment nicht viel tun konnten. Teil der „Kette“ zu werden kam für uns auf Grund des fehlenden Neoprens nicht in Frage (Vorschrift…). Wir fragten nach, ob es sonst etwas zu tun gäbe und hätten auch Brote geschmiert oder Zelte aufgebaut, aber bis auf „warten“ gab es keine Aufgaben für uns. Warten hieß : warten auf Ebbe, um zu sehen, ob weitere Wale stranden würden.

 

Nach ein paar Stunden entschieden wir uns, weiter zu ziehen. Es wurde uns mitgeteilt, dass Helfer nur bei „akuter Not“ (sprich : neu gestrandeten Walen) auf dem angrenzenden Privatgelände würden zelten dürfen. Mangels geeigneter Alternativen im näheren Umkreis und mehreren Hundert Freiwilligen auf Suche nach einer Bleibe, erschien es uns am sinnvollsten, Richtung Mt. Cook zu fahren. Eine gute Entscheidung, denn wir erfuhren später, dass keine weiteren Wale mehr strandeten und die Gruppe den Weg ins offene Meer gefunden hatte.

 

In der Nähe des Mt. Cook erlebten wir ein etwas anderes – positives - Drama, und zwar eines am Abendhimmel. Wir hatten unser Nachtlager am Lake Pukaki aufgeschlagen und warteten darauf, dass Mt. Cook sich hinter dem dicken Wolkenband zeigen würde. Etwas warten mussten wir zwar, aber am Ende durften wir Zeuge eines Farbspektakels in Orange, Rot und Lila werden.

 

Auch wenn Mt. Cook wieder einmal nicht enttäuschte, so muss ich doch zugeben, dass dieses „Drama am Himmel“ nichts dagegen war, was wir ein paar Tage zuvor am Abel Tasman erleben durften. Es war gerade kurz nach 6 – morgens – und ich war aus unerfindlichen Gründen aufgewacht. Ich blinzelte aus dem Auto und sah über mir nur rot. Pünktlich wach zum Sonnenaufgang – yes ! Da die Farbenpracht gerade morgens sehr schnell vorbei sein kann, zögerte ich nicht lange, schnappte  Kamera und Stativ und sprang aus dem Auto. Auf dem Weg zu einem geeigneten Fotospot rüttelte ich noch kurz an Jonas‘ Zelt, um ihm Bescheid zu geben.

 

Noch nie im Leben habe ich einen so feuerroten Himmel gesehen. Offensichtlich auch für die Kamera zu viel, denn diesmal gibt auch sie nicht genau wieder, wie wir das Farbenspiel in den Wolken erlebt haben. Ohne Zweifel ein wunderschönes „Drama“ am Himmel.

 

Nach ein paar Minuten war das Spektakel vorbei. Jonas ging wieder in sein Zelt, aber ich entschied mich, noch ein paar Minuten zu bleiben, um den Moment auszukosten.

 

Allerdings nicht ohne mir vorher noch eine Hose und einen Pullover anzuziehen…

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0